Griechisch-katholische Kirche in der Slowakei


Geschichte

 

 

      Das genaue Entstehungsdatum des byzantinischen Ritus und anderer Riten kann man nicht feststellen. Der Glaube, begründet durch Jesus Christus, verbreitete sich nach der Herabkunft des Heiligen Geistes in der ganzen Welt. Schon in den ersten Jahrhunderten nach Christus traten erste Abweichungen in den Gottesdienstfeiern auf, die durch die vorherrschende Kultur und die Mentalität der einzelnen Völker beeinflußt waren. In Palästina, wo die überwiegende Mehrheit der Christen jüdischer Abstammung war, färbten die Zeremonien in den Synagogen auf die Gottesdienste ab. Der Unterschied zwischen Römern und Griechen war groß. Während die Römer durch Pragmatismus und Schlichtheit charakterisiert waren, galten die Griechen als theatralisch und pompös. Anders war die Situation in Syrien und Ägypten. Diese Unterschiede in der Kultur und in der Mentalität spiegelten sich in der Form der Feier des Gottesdienstes wider. Nach dem Mailander Edikt im Jahre 313 n. C. haben sich die Unterschiede kristallisiert und schließlich die einzelnen unterschiedlichen Riten (Liturgien) hervorgebracht. Unser byzantinischer Ritus hat ihre Wurzeln im Griechischen Reich. Geprägt wurde die Liturgie jedoch auch durch den Einfluß von Palästina und Antiochien. Im 9.-11. Jahrhundert wurde der byzantinische Ritus den slawischen Völkern angepaßt, die ihn beeinflußt und beachtlich bereichert haben. Darum sprechen wir heute von dem byzantinisch-slawischen Ritus, der sich von dem byzantinisch-griechischen oder byzantinisch-melchitischen Ritus und Spiritualität unterscheidet.

Hl. Kyrill und Method, Apostel der Slawen

      Die Kirche des byzantinisch-slawischen Ritus ist durch Wirkung der Missionäre des Glaubens (Slawenapostel) Konstantin-Kyrill und Method (später als Slawenlehrer genannt) gegründet. Diese zwei heiligen Brüder aus Thessaloniki haben den christlichen Glauben und den byzantinischen Ritus innerhalb des Großmährischen Reiches verbreitet. Sie übersetzten die Heilige Schrift, bereiteten die Übersetzung der göttlichen Liturgie vor und übersetzten weitere Gottesdienste in eine slawische Schriftsprache (wie es im Osten schon lange üblich war), die der dortigen Bevölkerung verständlich war. Nach dem Tod des heiligen Method und nach Verbannung seiner Anhänger im Jahre 885 n. C. wurde der östliche Ritus immer stärker verfolgt, aber aus diesem Gebiet nie vollständig verdrängt. Noch unter Herrschaft der Dynastie Arpad (11. -12. Jahrhundert n. Ch.) sind mehrere Klöster des byzantinischen Ritus entstanden. Papst Innocent III. hat im Jahre 1204 n. Ch. ein Bistum für den östlichen Ritus errichtet. Der Widerstand des westlichen Klerus und die historische Entwicklung haben bald die Situation geändert und es begann eine Epoche der Lateinisierung (Es war z.B. verboten in den Städten byzantinische Kirchen zu erbauen). Eine Stütze der byzantinischen Gemeinde war die Walacher-Kolonisation im 14. Jahrhundert. Es bedeutete einen Zuzug der byzantinischen Gläubigen. Seit dem 15. Jahrhundert existieren glaubwürdige Schriften über die Existenz des Bistums Mukacevo (heute in der Ukraine), dessen Einzugsgebiet bis zu der Zips (Spis - Ostslowakei) gereicht hat. Es ist recht problematisch, die Einheit bzw. Uneinheit der Ostchristen mit der Katholischen Kirche auf unserem heutigen Gebiet im 11.-17. Jahrhundert zu verfolgen. Nach mehreren "Versuchen" hat die Ostkirche im Jahre 1646 ein Abkommen (Union) über die Wiedervereinigung mit der Katholischen Kirche in Uzhorod unterzeichnet. Teil dieser Vereinbarung war die Zusage, daß die lateinische Kirche sich in die Gestaltung des Gottesdienstes und des geistlichen Lebens der byzantinischen Katholiken nicht einmischen wird. Sie wird weiterhin ihre Formen und Bräuche der Ostkirche nicht aufzwingen und wird nicht danach streben, die Gläubigen zu assimilieren. Bereit nach hundert Jahren war jedoch der Druck der lateinischen Hierarchie eindeutig spürbar. Die Bemühung um Angleichung an die Westkirche (sog. Lateinisierung) war schon innerhalb der Griechisch-katholischen Kirche selbst bemerkbar. Es gab mehrere Gründe dafür. Die byzantinischen Geistlichen waren nicht mit den lateinischen Geistlichen gleichgestellt. Bis auf kleine Ausnahmen waren die Priester Leibeigene, die nicht vom Staat unterstützt wurden. Diese Situation dauerte bis zum Jahre 1682, als Kaiser Leopold I. den griechisch-katholischen Klerus dem Römisch-katholischen Klerus gleichstellte. Eine höhere theologische Bildung konnten die griechisch-katholischen Priester nur auf römisch-katholischen Fakultäten erlangen (z.B. in Trnava). In der ganzen Katholischen Kirche, besonders nach dem IV. Lateran-Konzil, konnte man die Überordnung des lateinischen Ritus spüren. Die griechisch-katholischen Gläubigen selbst haben den lateinischen Ritus als etwas "Vollkommeneres" empfunden, daher haben sie viele lateinische Elemente (wie z.B. der Kreuzweg, die eucharistische Adoration) und die Art des geistlichen Lebens bzw. des theologischen Denkens von den Westchristen übernommen.

      Im 18. Jahrhundert steigerten die lateinischen Bischöfe ihre Bemühungen, die Ostkatholiken dem lateinischen und ungarischen Einfluß zu unterwerfen - manchmal sogar mit gewaltsamen Methoden. Am 19. September 1771 wurde die Eparchie (Bistum) Mukacevo durch Kaiserin Maria Theresia und Papst Clemens XIV. errichtet. Sie unterstand direkt den Weisungen Roms. Dem Bistum gehörten 711 Pfarrgemeinden mit 560.000 Gläubigen an. Um die Verwaltung dieses umfangreichen Gebietes zu erleichtern, wurde im Jahre 1787 das Vikariat in Kosice errichtet, das 1792 nach Presov verlegt wurde. Im Jahre 1816 (1815) entschied Kaiser Franz I. aus dem Vikariat eine eigenständige Eparchie zu gründen. Diese wurde am 22.09.1818 von dem Heiligem Stuhl ofiziell bestätigt. Die Gebiete des Mittel- und Südzemplin blieben unter der Verwaltung des Bistums in Mukacevo. (De facto wurde die Frage der Aufteilung der Gebiete endgültig erst mit der Entstehung des Kaschauer (Kosice) Exarchats im Jahre 1997 entschieden.) Die griechisch-katholischen Slowaken und Ruthenen - in den beiden Eparchien mußten bis Ende des I. Welkriegs dem ungarischen Einfluß standhalten.

Eine griechisch-katholische Holzkirche (von Kozuchovce). 

      1948 kamen die Kommunisten an die Macht und die Situation der Kirchen wurde immer schwieriger. Der 28. April 1950 war ein schwarzer Tag in der Geschichte der byzantinischen Katholiken in der Slowakei. Durch die Presover Versammlung ("sobor") wurde die Griechisch-katholische Kirche liquidiert. Die Bischöfe Pavol Gojdic OSBM und Vasil Hopko wurden gemeinsam mit vielen anderen Geistlichen inhaftiert. Die übrigen konvertierten in die schizmatische Orthodoxe Kirche oder wurden nach Tschechien ausgesiedelt. Unter diesem Druck besuchten die Gläubigen immer mehr die römisch-katholischen Gottesdienste. Während der achtzehnjährigen "Nichtexistenz" der Griechisch-katholischen Kirche in der Slowakei starben 123 Geistliche. Der "Prager Frühling" 1968 brachte zunächst Hoffnung in diese Situation, die durch den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes zunichte war. Die Griechisch-katholische Kirche wurde zwar erlaubt, aber die Verfolgung von Seiten des Staates machte praktisch jegliche Entwicklung unmöglich. So wurde z.B. das zuvor beschlagnahmte Eigentum nicht vollständig zurückgegeben. Der griechisch-katholische Klerus konnte nur in dem römisch-katholischen Seminar studieren (es existierte nur eins in der Slowakei). Die Gläubigen, die lange Jahre im westlichen Ritus an Gottesdiensten teilnahmen, konnten manchmal nur mit Problemen zu ihrem ursprünglichem Ritus zurückkehren.

      Nach der politischen Wende 1989/1990 kam es zu einer vollständigen Rehabilitation der Griechisch-katholischen Kirche. Neben griechisch-katholischen kirchlichen Schulen wurde auch das Priesterseminar und die theologische Fakultät in Presov gegründet. Besonders die neue Generation ist bemüht um die Erneuerung der Ostliturgie (Säuberung von der Lateinisierung) und um die Rückkehr zu dem ursprünglich traditionellen geistlichen Reichtum der Griechisch-katholischen Kirche. Beweggrund zu dieser Erneuerung war das II. Vatikanische Konzil.

      Nach der Gründung des Kaschauer Exarchats wird die Entstehung weiterer griechisch-katholischer Bistümer und damit einer eigenständigen Metropole der Byzantinischer Kirche in der Slowakei erwartet. (Eine solche Regelung war im Jahre 1928 in dem "Modus vivendi" zwischen der ersten Tschecho-Slowakischen Republik und Vatikan versprochen worden.)

(Fortsetzung)

 


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